Français

Von Höhlen und unterirdischen Flüssen

Die Unterwelt rund um Ganges

Das Wasser hat in der Gegend um Ganges nicht nur wundervolle Schluchten geformt, sondern auch unzählige Höhlen, und das in "nur" 2-3 Mio. Jahren. Dieses hohe Tempo der Erosion war möglich, weil die oberen 1,5-2 km Fels aus Sedimentgestein bestehen, Ablagerungen vom Grund früherer Meere und Seen. Der Gebirgszug der Séranne war einmal ein Korallenriff. Und die obersten zwei- bis dreihundert Meter Gestein der Hochebenen (Causses) sind Kalkstein.

Durch dieses säurelösliche Gestein schneidet das kohlensaure Regenwasser wie ein Messer durch die Butter. Tiefer unten sind dann Schichten von Mergel, Sandstein und Schiefer eingelagert, die weniger wasserdurchlässig sind. Sie stoppen das Herabsickern des Wassers und zwingen es ans Tageslicht.

Verschwundene Flüsse

Der sichtbare Teil der Flüsse ist der kleinere; der größere Teil strömt unterirdisch. Der Rieutord z.B. ist in Sumène ein sichtbares Flüsschen, 5 km abwärts bei Ganges dagegen fast immer ein trockener Barranco. Das Flüsschen strömt unterirdisch bis in die Schlucht zwischen Laroque und St Bauzille, wo der Quellaustritt (Résurgence) bei Niedrigwasser am Hérault-Ufer zu sehen ist. Nur nach sehr starkem Regen, wenn die unterirdische Kaverne gefüllt ist, steigt der Fluss aus seinem verwaisten Kiesbett hervor.

Noch spannender ist die Sache beim Hérault-Nebenfluss Vis. Sie verschwindet gleich zwei Mal im Untergrund. Das in der ersten Perte verschwundene Wasser taucht nicht im Vis-Tal wieder auf, sondern im nordöstlich gelegenen Tal der Arre. Nördlich von Vissec verschwindet die Vis ein zweites Mal im Untergrund und gibt 3 km talabwärts, zwischen Vissec und Navacelles, mit ihrer Résurgence eine spektakuläre Vorstellung: 1.200 Liter Wasser pro Sekunde stürzen mit Getöse aus einer Höhle hervor. Zugleich sind es aber 3 km weiter oben, an der Perte, nur 50 l/s, die versickern. Das Wasser an der Résurgence ist also, wenn überhaupt, zum geringsten Teil das Wasser, das weiter oben verschwindet.

Wie so ein unterirdischer Flusslauf aussieht, das kann man sich etwas westlich des Mont-Aigoual-Massivs gegen Eintrittsgeld ansehen. Ein Bach namens Bonheur entspringt unweit des Passes Prat Peyrot, mäandert einige Kilometer durch ein idyllisches Wiesental, strömt dann durch ein gewaltiges Felstor, wird in einem Erosionskrater noch einmal kurz vom Sonnenlicht berührt, bevor er spektakulär in die Tiefe davon rauscht. Nur 800 m Luftlinie entfernt stürzt dieser Bach in einem Wasserfall am Fuß einer gewaltigen Felsspalte wieder ans Tageslicht, und ab hier heißt er nicht mehr Bonheur, sondern Bramabiau. Trotz der geringen Distanz zwischen Perte und Résurgance hat der Bach dort unten ein mehr als 10 km langes Höhlensystem geschaffen, eines der größten (bekannten) in den Cevennen. Rund 1 km davon ist zur bequemen Besichtigung hergerichtet.

Viele Höhlen sind ohne Eintritt, stets auf eigenes Risiko, aber bequem zu betreten. Und den Baume Clauside muss sogar durchqueren, wer auf dem Rundwanderweg um Sumène unterwegs ist, denn der Weg führt hindurch.

Alte und junge Höhlen

Viele Höhlen haben schon den Menschen in grauer Vorzeit als Behausungen gedient, wie die Grotte d'Anjeau bei St. Laurent und die Grotte des Camisards zwischen St. Laurent und Ganges. Die ältesten Spuren menschlicher Höhlenbewohner im Vis-Tal sind 40.000 Jahre alt. In unserer Zeit dienten die Höhlen häufig Hirten als Unterstand und Behausung. Oft sind die Eingänge bis auf Tür- und Fensteröffnungen zugemauert. Die Höhlen hoch oben in den Bergen sind die ältesten und oft voller prächtiger Tropfstein-Skulpturen, wie die Caverne des Maures bei l'Escoutet und die Grotte d'Anjeau. Anders in den jüngeren Höhlen, die nicht weit über der heutigen Grundwasserlinie liegen: Hier finden sich oft nur fingerdicke Stalaktiten.