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Blühende Diamanten
Wilde Orchideen in den Südcevennen rund um Ganges
Der poröse Kalkstein saugt den Regen auf wie ein Schwamm, lässt ihn durchsickern wie ein Sieb und dabei die Nährstoffe mit hinab schwämmen. So viel es auch geregnet hat, nach nur einem Sonnentag ist der Causse- und Garrigue-Boden wieder wie ausgedörrt. Mal extrem heiß, mal sehr kalt, fast immer trocken und extrem nährstoffarm, dafür aber im prallen Licht: Das sind lebensfeindliche Bedingungen für die Pflanzen, die auf gewöhnlichen Böden üppig wuchern. Aber ideale Umstände für viele Arten von Orchideen, die eben etwas ganz Besonderes sind.
Im April in die Garrigue und auf den Causse
Die beste Zeit für Fans dieser bizarren Pflanzenfamilie ist Mitte April bis Mitte Mai, die besten Orte sind Garrigue und Causse: Dann sind dort viele Weiden, Lichtungen und Wegränder übersät mit Orchideen. Auf wenigen Quadratmetern blühen oft sechs Arten gleichzeitig. Aber es gibt auch Orchideenarten, die früher oder später blühen, die im Dauerschatten des Waldes, am sumpfigen Flussufer oder hoch oben in den Bergen wachsen.
Mischlinge und Fehlfarben
Damit das Orchideen-Bestimmen nicht allzu einfach wird, hat sich die Natur ein paar Tricks ausgedacht. Orchideen bilden gerne Hybride (Mischlinge), sogar über die Gattungsgrenzen hinweg. Da kann der engagierte Laie das Bestimmungsbuch rauf und runter wälzen - er findet die Pflanze nicht, weil es sie offiziell gar nicht gibt. Von den normalerweise rosa-farbenen Arten Pyramiden-Hundswurz und Affen-Knabenkraut sowie vom violetten Männlichen Knabenkraut gibt es auch Exemplare mit teilweise oder komplett weißen Blüten. Und dann existiert da noch ein sehr seltenes Phänomen, das als "viridifloral", also grünblütig, bezeichnet wird, nach einem Begriff aus der Zierpflanzenzucht, oder, fachlich richtig: als hypochrom. Bei dieser Mutation fehlen der Pfanze die für ihre Nominatform (das charakteristische Erscheinungsbild) typischen Farbstoffe, es stehen ihr aber die im Blattgrün enthaltenen Farbstoffe zur Verfügung.
Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata) und Fuchs’ Fingerwurz (Dactylorhiza fuchsii) – zwei Arten oder nur Varianten einer Art? Darüber streitet die Fachwelt. Die beiden sind sich wirklich sehr ähnlich. Fuchsii aber gedeiht auf nassen basischen Böden (Kalkstein), maculata auf nassen sauren Böden (z.B. Granit). Die Blütenlippe von fuchsii ist kleiner und tiefer dreiteilig eingeschnitten als bei maculata.
Alle hier abgebildeten Orchideen haben wir im Umkreis von 45 km um Ganges fotografiert.
Kaum zu glauben, aber es gibt tatsächlich Orchideen-Räuber, die sich wahrscheinlich auch noch für Naturfreunde halten! Wenn Du einen dieser Straftäter dabei ertappst, wie er diese streng geschützten Pflanzen ausbuddelt, lass ihn bitte nicht ungeschoren davon kommen! Hier alle abgebildeten Arten mit nur grob beschriebenem Haupt-Fundort.
Schnepfen-Ragwurz | Ophrys scolopax | Mai | Garrigue |
Gelbe Ragwurz | Ophrys lutea | April | Garrigue |
Kleine Spinnenragwurz | Ophrys araneola | April | Täler, Garrigue |
Spinnenragwurz | Ophrys sphegodes | April | Garrigue |
Bienen-Ragwurz | Ophrys apifera | Mai | Garrigue |
Zypressen-Ragwurz | Ophrys fusca funerea | März | Pic St Loup |
Bocks-Riemenzunge | Himantoglossum hirnicum | Juni | Täler |
Grünliche Waldhyazinthe | Platanthera chlorantha | Mai | Wälder, Causses |
Riesen-Knabenkraut | Himantoglossum robertianum | März | Garrigue |
Pflugschar-Zungenstendel | Serapias vomeracea | Mai | Montoulieu |
Schwertblättriges Waldvögelein | Cephalantera longifolia | Mai | Wälder |
Weißes Waldvögelein | Cephalantera damasonium | Mai | Auwald |
Rotes Waldvögelein | Cephalantera rubra | Mai | Wälder |
Großes Zweiblatt | Listera ovata | April | Wälder |
Violetter Dingel | Limodorum abortivum | Mai | Hänge |
Brand-Knabenkraut | Neotinea ustulata | Juni | Pic St Loup |
Fuchs-Fingerwurz | Dactylorhiza fuchsii | Mai/Juni | Wälder |
Geflecktes Knabenkraut | Dactylorhiza maculata | Juni | Mont Aigoual |
Holunder-Knabenkraut | Dactylorhiza sambucina | Mai | Bonheur-Tal, Aigoual |
Pyramiden-Hundswurz | Anacamptis pyramidalis | Mai | Talwiesen |
Lockerblütiges Knabenkraut | Anacamptis laxiflora | April | Auwald (Brissac) |
Wanzen-Knabenkraut | Anacamptis coriophora | Mai | Montoulieu |
Männliches Knabenkraut | Orchis mascula | April | Causses, Täler |
Ohnsporn | Orchis anthropophora | Mai | Hangwiesen |
Helm-Knabenkraut | Orchis militaris | Mai | Bewaldete Südhänge |
Affen-Knabenkraut | Orchis simia | Mai | Causses |
Purpur-Knabenkraut | Orchis purpurea | Mai | Hänge |
Mücken-Händelwurz | Gymnadenia conopsea | Juni | Ferme d'Anjeau |
Breitblättrige Stendelwurz | Epipactis helleborine | Juni | Ferme d'Anjeau |
Tremols Stendelwurz | Epipactis tremolsii | Juni | Ferme d'Anjeau |
Kleinblättrige Stendelwurz | Epipactis microphylla | Mai/Juni | Vis-Tal |